Um 11:00 Uhr geht es am Bahnhof Heidelberg für uns los. Sieben Wochen Indonesien liegen vor uns. So richtig glauben können wir es noch nicht. Nach knapp 30 Minuten Zugfahrt und erstaunlicherweise einem recht entspannten Check-In, sitzen wir im Flieger von Qatar Airways nach Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens. Mit etwa einer Stunde Verspätung starten wir in Richtung Doha, unserem Zwischenstopp.

Fünf Stunden später landen wir mitten in der Nacht in Doha. Selbst um 2:00 Uhr nachts schlagen uns die 35° C Außentemperatur beim Aussteigen fast um. Die Scheiben vom Bus sind total beschlagen. Im Flughafen haben wir gerade noch Zeit, etwas Wasser zu holen, bevor wir direkt zum Boarding für den Weiterflug müssen. 9 Stunden turbulente Flugzeit später landen wir in Jakarta und müssen uns erstmal durch die Vaccination Checks und Immigration Counter kämpfen.

Ankunft in Jakarta

Nachdem wir unsere Backpacks wohlbehalten in Empfang nehmen, machen wir uns auf die Suche nach einem Taxi. Der erste Fahrer, der uns anspricht, verlangt 600K Indonesische Rupiah (IPR). Glücklicherweise haben wir uns aber vorab über die gängigen Preise informiert und können uns mit dem nächsten Fahrer auf 180 – 200K einigen. Die 75-minütige Fahrt durch den asiatischen Großstadt-Dschungel führt uns durch unfassbar viele Staus, vorbei an Wolkenkratzern mit riesigen LED-Leinwänden. Gleich daneben einfachste Behausungen und eine atemberaubende Vielfalt in jeglicher Hinsicht. Gebetsgesänge schallen aus den Lautsprecher, lauter Indo-Techno aus den Autos und Ziegen schließen sich der bunten Geräuschkulisse an. An kleinen Garküchen, auch „Warung“ genannt, sitzen Einheimische beim Abendessen direkt an der Straße. Da wird uns schon klar, dass hier ein ganz eigener Mix der Kulturen herrscht. Am Hotel angekommen gehen wir gleich um die Ecke Abendessen. Die Portionen waren allerdings so klein, dass ich im nahegelegenen Warung für 20 IPR (umgerechnet ~1,30 €) eine Portion Bami Goreng esse. Einfach köstlich! Nach einem Gin auf der Dachterasse des Hotels fallen wir dann aber totmüde ins Bett.

Jakarta, die sinkende Hauptstadt Indonesiens

Jakarta ist das Zentrum von Indonesien, westlich auf der Insel Java gelegen. Allerdings wird Jakarta vermutlich nicht mehr lange die Hauptstadt Indonesiens bleiben. Denn die Stadt sinkt jedes Jahr um 20 Zentimeter, während der Meeresspiegel steigt. Der Norden wird, Prognosen zufolge, in 10 Jahren bereits komplett unter Wasser stehen. Jetzt sind es schon etwa 20 Prozent der Mega-Metropole, die unter dem Meeresspiegel liegen. Und wie löst man das Problem in Asien? Klar, man baut einfach eine neue Hauptstadt. Die neue Metropole namens „Nusantara“ soll mitten im Dschungel auf der Insel Borneo entstehen. Schon 2024 sollen dort die ersten Behörden umgesiedelt werden. Bleiben wir gespannt…

Einfluss holländischer Kolonialisten im Stadtteil Kota

Am nächsten Tag stärken wir uns beim Frühstück, bestehend aus einem spannenden Mix aus Omelette, indonesischen Gerichten, wie Nasi Goreng und Hähnchenteilen, Nutella-Toast und Schlangenfrucht, bevor wir zur historischen Altstadt namens Kota aufbrechen. Hier ist der Einfluss der holländischen Kolonialisten noch wirklich spürbar. Überall stehen niederländische Namen und Bezeichnungen. Im 17. Jahrhundert landeten hier die ersten Schiffe der niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) und rangen dem Fürsten von Banten die Handelskonzession ab. Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit den Einheimischen gründeten die Belagerer eine neue Stadt namens Batavia, die ihnen 300 Jahre lang als militärisches Kommandozentrum und Handelsstützpunkt diente. Heute wird Alt-Batavia auch Kota genannt. Im Zentrum liegt der Fatahillah-Platz, auf dem uns eine Horde asiatischer Touristen auf in neonfarben angemalten Holland-Rädern entgegenkommen. Gegenüber vom Stadthuis steht noch eine alte Kriegstrophäe der Holländer, die portugiesische Kanone Si Jagur.

Der Platz selbst ist allerdings gar nicht so spannend für uns. Wir flüchten uns recht schnell aus der Hitze und weg von den asiatischen Touristen-Massen ins Museum Wayang. Hier sind historische Handpuppen und Schattenspieler-Figuren ausgestellt, die besonders auf Java eine lange Tradition haben und die religiösen Geschichten bildhaft darstellen.

In einer Nussschale zwischen riesigen Handelsschiffen im Hafen Sunda Kelapa

Zu Fuß ziehen wir weiter in Richtung Sunda Kelapa, dem historischen Handelshafen von Jakarta. Dabei führt unser Weg vorbei an winzigen Läden, Werkstätten und großen Müllhalden. Beim Überqueren der Straßen wird uns manchmal noch ganz mulmig, besonders wenn zwischen den vielen Rollern, Autos und LKWs kaum ein Zwischenraum bleibt. Am Eingang des Hafens sind wir uns nicht so sicher, ob wir am richtigen Ort sind. Denn der Hafenmitarbeiter am Eingang lässt uns nach einem kleinen Obolus von 2.000 IPR und den Worten „Be careful!“ ins Hafengebiet. Ein kleiner, alter Mann nimmt uns dort in Empfang und bietet seine Dienste als Führer an. Nachdem wir etwas mit ihm sprechen führt er uns an den hölzernen Transportschiffen vorbei zu einem winzgen Boot und bittet uns einzusteigen. In dieser kleinen Nusschale tuckern wir durch das Hafenbecken, vorbei an riesigen Lastschiffen, teils alt und hölzern, teils modern und aus Stahl. Jana wird es dabei ganz mulmig, weil uns die Wellen entgegenschlagen und die Füße nicht ganz trocken bleiben.

Einige Minuten später legen wir direkt gegenüber am „Hafen“ eines Slums an. Dabei werden wir durch winzige Gassen vorbei an Kochstellen auf der Straße, Vogelkäfigen und mitten durch Wohnzimmer geführt. Mehrere Kühe stehen angebunden am Straßenrand. Der Mann erzählt uns, dass morgen „Soto“, eine traditionelle Suppe, aus ihnen gemacht wird…

Auf dem Weg zurück nach Kota landen wir mitten in einem kleinen Food Market, bei dem winzige Essensstände auf Fahrrädern verschiedenste Snacks anbieten. Für mich gibt es frittiertes Rührei und scharfe Fleischbällchen am Spieß. Mit einem GoJek Taxi fahren wir danach zurück in die Nähe des Hotels und suchen uns ein Restaurant in einer Mall. Hier soll es wohl eine gute Auswahl an Restaurants in einer Art Food Corner geben. Die Atmosphäre ist sehr lustig, da wir von allen Seiten regelrecht beobachtet werden, weil wir wohl die einzigen sind, die mit Besteck und nicht nur mit bloßen Händen essen.

Am nächsten Tag machen wir uns schon früh auf den Weg zum Flughafen. Da unser ursprünglicher Flug mit LionAir nach Yogyakarta kurzfristig gecanceled wurde, mussten wir am Abend zuvor noch einen neuen Flug buchen. Am Flughafen angekommen fällt uns aber auf, dass wir am falschen Terminal sind. Also schnell den Terminal wechseln und durch den Check-In huschen. Am Gate wird dann erstmal durchgesagt, dass der Flug um eine Stunde verspätet ist. Vollkommen durchgeschwitzt vom Stress, den wir uns gemacht haben, holen wir uns dann doch noch ganz entspannt einen Kaffee und warten auf das Boarding.