Nach etwas über einer Stunde Flug mit der Airline Citilink kommen wir am neuen internationalen Flughafen (YIA) in Yogyakarta an. Dort werden wir direkt von einem Gojek-Fahrer abgepasst, der uns in knapp 2 Stunden rasanter Fahrt in unserem Airbnb, mitten in Yogyakarta – abgekürzt meistens Jogja absetzt. Yogyakarta ist auch heute noch das geistige und kulturelle Zentrum der Insel Java. Dort werden wir direkt von einem total süßen und laut miauenden roten Kätzchen im Innenhof empfangen. Allerdings sollte das die schönste Erinnerung an unsere Unterkunft dort bleiben …

Ankunft in Jogja und Wechsel der Unterkunft

Als wir die Tür zu unserem eigentlich total schönen und geräumigen Haus öffnen, steigt uns direkt ein sehr beißender und stark nach Reinigungsmittel riechender Geruch entgegen. Beim weiteren Erkunden der Unterkunft fällt uns aber auf, dass in allen Schränken, Ritzen und Öffnungen im Boden und der Wand weiße Tabs verteilt sind, die an Mentos erinnern. Spätestens als ich dann aber einen der Oberschränke der Küche öffne und dort Mäuse- oder Rattenkot entdecke, ist uns klar, dass es sich bei dem Geruch um Schädlingsbekämpfungsmittel handelt. Bei diesem Geruch und Dreck ist uns sofort klar, dass wir hier nicht schlafen werden. Also kontaktieren wir den Besitzer und bitten darum, dass er sich die Situation selbst ansieht.

Während wir warten, holen wir uns um die Ecke an einer Juice Bar für wenige Cents frisch gepressten Mango- und Ananassaft. Wenige Minuten später ist auch schon der Eigentümer da, mit dem wir uns glücklicherweise darauf einigen konnten, ein Support-Ticket bei Airbnb zu öffnen, damit wir den kompletten Betrag erstattet bekommen. Mit unseren beiden Rucksäcken auf dem Rücken und am Bauch laufen wir zum nahegelegenen Hotel Adhistana, das Jana übers Internet entdeckt hat. Dort buchen wir erstmal für zwei Nächte eine Junior Suite für 750K Indonesische Rupiah (IDR) pro Nacht, mit der Option zur Verlängerung. Komplett geplättet von diesem wilden Tag suchen wir uns ganz in der Nähe ein Restaurant und landen schließlich im Bamboo House, einem kleinen, aber sehr leckeren Restaurant, bei dem die Eigentümer alles selbst kochen (wird in Java später noch zu unserem Favoriten!).

Am nächsten Tag schlafen wir das erste Mal auf unserer Reise etwas länger und ziehen dann zum Frühstück ins Via Via. Es gibt French Toast und Omelette mit Cappuccino und frischen Säften. Der Rest des Tages besteht daraus, einen Roller zu organisieren und einen Fahrer für die Tour zum Borobudur und Prambanan zu buchen, denn hier wären die Entfernungen einfach zu weit mit dem Roller.

Tempel-Tour zum Borobodur und Prambanan

Der nächste Tag beginnt schon extrem früh für uns. Unser privater Fahrer holt uns schon um 4:00 Uhr morgens direkt vor dem Hotel ab. Während der ca. 1,5-stündigen Fahrt erleben wir Jogja bei absoluter Dunkelheit und sind geflasht von der Vielfalt. Während Jakarta ein Stadtbild der krassen Unterschiede zeichnete, finden sich hier viele kleine Gassen, unterschiedlichste Häuser und bereits um diese Uhrzeit stehen die kleinen Essensstände am Straßenrand.

Plötzlich biegt unser Fahrer an einer Straße ab, die mitten in den Dschungel führt. Im Halbschlaf wissen wir noch nicht so ganz, was jetzt passiert, als unser Fahrer Anto uns an einer kleinen Hütte rauslässt und sagt, wir müssen hier jetzt 30.000 IDR zahlen und dann den Berg hochlaufen. Nach oben führen rutschige Treppen, die nur von winzigen Glühbirnen ausgeleuchtet werden. Oben am Aussichtspunkt angekommen, wartet eine kleine Hütte auf uns, von der man nach Sonnenaufgang einen grandiosen Ausblick auf den größten buddhistischen Tempel der Welt, den Borobodur, haben soll. Leider haben wir heute allerdings kein Glück und der Dunst über dem Tal bleibt auch während des Sonnenaufgangs hängen und gibt den Blick auf den Tempel nicht frei. So sehr stört uns das aber nicht, denn diese mystische Stimmung hat ihren ganz eigenen Zauber. Mit der Drohne schaffe ich es aber gerade so in die Nähe des Tempels zu fliegen und einige Bilder zu knipsen.

Unser Fahrer Anto fährt uns dann weiter direkt zum Borobodur. Dort müssen wir zusätzlich zu den Kosten für Fahrer & Auto (1 Tag: 500K IDR) noch knapp 600 IDR für die Eintritte für den Borobodur und den Prambanan bezahlen. An einem kleinen Stand gibt es Pancakes, Omelette und Kaffee für uns, bevor es in die Tempelanlage geht. Am Eingang muss ich allerdings meine Drohne abgeben, da auf dem gesamten Gelände Drohnen-Verbot herrscht. Der Blick auf den Tempel ist aber atemberaubend! Kaum zu glauben, dass der um 750 erbaute Tempel nur knapp 100 Jahre wirklich aktiv genutzt wurde. Denn um 930 herum wurde Zentraljava, vermutlich wegen des Ausbruchs des Merapi-Vulkans, komplett verlassen. Während knapp 1000 Jahren überwucherte tropische Vegetation die Tempel-Anlage, bevor sie erst 1814 per Zufall wieder entdeckt und dann restauriert wurde. Auf eigene Faust erkunden wir bei drückender Hitze das weitläufige Gelände.

Die Chicken Church

Auf dem Weg zum Prambanan bitten wir Anto noch an der Chicken Church (auch genannt Gereja Ayam) haltzumachen. Diese Kirche wurde als Ort für Menschen aller Religionen errichtet und in Form eines Huhns gebaut. Sowohl die spannende Form der Kirche, als auch die Stimmung darin, haben uns beeindruckt. Schade, dass der Ort durch ein Café direkt in der Kirche bereits touristisch geworden ist.

Hindu-Tempel Prambanan

Knapp zwei Stunden fahren wir jetzt in die genau gegen gesetzte Richtung zum Prambanan, dem hinduistischen Pendant zum Borobodur. Dort angekommen, wird Jana ständig von indonesischen Teenie-Mädchen mit „Miss, Selfie?“ nach einem Foto mit ihr gefragt. Die Tempel-Anlage selbst ist zwar genauso schön und beeindruckend, allerdings nicht so überwältigend und mächtig wie der Borobodur.

Deshalb ziehen wir, eher überwältigt von der sengenden Hitze, relativ schnell weiter und treten den Heimweg an. Abends erholen wir uns im besten Spa der Stadt noch von den Strapazen der letzten Tage bei einer ausgiebigen Massage.

Jalan Malioboro und die Innenstadt von Yogyakarta

Am nächsten Tag schlafen wir wieder aus, bevor wir mit dem Roller die Stadt erkunden. In einem recht westlichen Café namens Roasters & Bears hoffen wir auf ein gesundes und fruchtiges Frühstück, werden aber leider enttäuscht. Recht teuer essen wir Sandwich und Pancakes. Im Anschluss fahren wir weiter zur Jalan Malioboro, der absolut überfüllten Einkaufsmeile von Yogyakarta. Auf beiden Straßenseiten reihen sich kleine Einkaufsläden an große Einkaufszentren. Am Straßenrand stehen stark schnaubende Pferde an Kutschen für Touristen. Trotz allem ist der Trubel interessant und doch einen Besuch wert gewesen. Für mehr als ein Eis und ein kleiner Bummel durch ein Einkaufszentrum hat es für uns aber nicht gereicht. In der Nähe des Hotels gehen wir dann noch im Warung Heru Nasi Campur essen, was im Grunde Reis (Indonesisch: Nasi) mit verschiedenen Gerichten aus der Umgebung ist.

Roller-Tour rund um Yogyakarta

Heute ist wieder früh aufstehen angesagt. Ein Kaffee später schwingen wir uns auf den Roller und machen uns auf den Weg raus aus der Stadt. Etwa 30 Minuten später machen wir das erste Mal am Aussichtspunkt Bukit Bintang Halt. Dort steht ein sehr einfaches Restaurant, bei dem wir einen kalten Lemon Squash trinken und die Aussicht auf Yogyakarta genießen.

Von dort aus fahren wir weiter an den Pinus Pengger, einem beeindruckenden Pinienwald, der als kleiner Park umgebaut wurde. Dort werden wir wieder von vielen Teenie-Mädchen in Empfang genommen und ständig um ein Selfie gebeten. Generell ist der Pinienwald voll mit indonesischen Touristen, die an einem der vielen Fotopoints mit Gebilden aus Bambus das nächste Motiv für Instagram ablichten möchten. Uns gefällt es dort aber trotzdem sehr gut, weil der Wald beeindruckend ist und wir die einzigen westlichen Touristen dort sind.

Auf dem weiteren Weg fahren wir über Bergserpentinen durch den Dschungel und machen letztendlich Halt bei Bumi Langit. Auf dieser kleinen Farm werden alle Produkte lokal und in Einklang mit der Natur erzeugt, weshalb wir hier ein köstliches Mittagessen mit grandioser Aussicht bekommen. Generell ist die Stimmung dort einmalig, ruhig und entspannt.

Leider ist heute kein Guide mehr da, weshalb wir die Farm selbst etwas erkunden und uns Hühner, Rinder und Schafe ansehen. Gestärkt von Kaffee und einem Mango-Apple-Pie machen wir uns auf die lange Rückfahrt.

Grandiose Aussichten, Wasserfälle und azurblaue Seen mitten im Dschungel

Für den nächsten Tag haben wir uns eine ganz besondere Tour herausgesucht. Wieder schwingen wir uns früh auf den Roller und erreichen nach ca. einer Stunde den Berg Bukit Wisata. Das letzte Stück zum Gipfel müssen wir zu Fuß gehen, werden aber nach knapp 10 Minuten mit einer wirklich atemberaubenden Sicht auf das Umland mit Bergen und Seen belohnt.

Als wir uns umdrehen und in die andere Richtung blicken, ziehen aber gerade dunkle Wolken über die Berge. Genau aus der Richtung, in der unser nächstes Ziel, der Wasserfall Kedung Pedut, liegt. Lange überlegen wir, ob wir die Fahrt wirklich auf uns nehmen, da uns ein Einheimischer nochmals sagt, dass es mehrere Kilometer fast nur bergauf geht. Wir entscheiden uns dafür, so weit zu fahren, wie wir uns noch sicher fühlen. Eine schmale Straße führt uns auf mal besserem, mal schlechterem Asphalt ca. 30 Minuten lang durch die Berge und den Dschungel, sogar bis über die Wolkengrenze.

Der Wasserfall Kedung Pedut bei Yogyakarta

Die letzten Meter gehen wir dann wieder zu Fuß zum Wasserfall und trauen unseren Augen kaum: Ein kleiner Fluss schlängelt sich an unfassbar großen Bambusstämmen vorbei durch den Dschungel, mündet in einem Wasserfall und einem azurblauen kleinen See. Nach etwas zögern springe ich in den eiskalten See und kühle mich ab. Das tut wirklich gut nach einem langen Tag bei diesen Temperaturen.

Auf der sehr langen Rückfahrt (1,5 Stunden) landen wir in der Rushhour von Yogyakarta und sind einfach nur erschöpft vom Tag (unsere Hintern auch! :)). Nach dem Abendessen mit veganen Burgern fallen wir todmüde ins Bett. Am nächsten Tag schlafen wir sehr, sehr lange, frühstücken gemütlich, ich arbeite etwas im Café des Hotels und wir packen unsere Rucksäcke. Am Abend gehen wir in das beste westliche Restaurant der Stadt (Mediterranea), weil wir mal wieder Lust auf Pizza haben.

Am nächsten Tag geht’s wieder früh an den Flughafen. Unser Flug nach Denpasar hat mal wieder knapp 1,5 Stunden Verspätung, weshalb wir genug Zeit haben, um die Zeit in Jogja Revue passieren zu lassen. Und wir müssen sagen, es war wirklich grandios! Yogyakarta war der perfekte Start für 6 weitere Wochen in Indonesien. Dann geht endlich unser Flieger nach Denpasar, von wo aus wir dann weiter nach Ubud fahren werden …