Dass wir die Fahrt nach Norwegen wirklich zügig durchziehen würden, das war uns allen bereits vorher klar. Aber wir hätten niemals damit gerechnet, dass wir nach knapp 24 Stunden bereits in Oslo ankommen werden und damit mehr als 1.600 Km zurückgelegt und sogar Zeit für einen kurzen Sprung ins Meer gehabt hätten. Die letzten 200 Kilometer nach Oslo liegen nun vor uns, ich sitze auf dem Beifahrersitz und lasse die Erlebnisse der letzten beiden Tage nochmals Revue passieren, da dann doch alles – wie du gleich merken wirst – sehr schnell ging.

Die letzten Hürden vor der Abfahrt

Der gestrige Tag begann für mich bereits recht früh. Um 5:30 Uhr reisst mich mein Radiowecker mit den aktuellen Nachrichten aus dem Schlaf. Naja, wenn man es so richtig Schlaf nennen kann. Wie ich es von vergangenen Reisen bereits kenne, bin ich in der Nacht immer wieder aufgewacht und irgendwie nicht so richtig zur Ruhe gekommen. Relativ verschlafen setze ich mich also mit einer Tasse Kaffee an den Schreibtisch. Ich kann glücklicherweise mal von zu Hause aus arbeiten, was die Ankunft von Martin um 11:00 Uhr enorm erleichtert. Bei einem gemeinsamen Frühstück können wir die letzten Details des Tages klären und verabreden uns mit Malte für 14:00 Uhr zur Abholung des Wohnmobils.

Um Punkt 13:45 Uhr geht es für mich dann endlich in den wohlverdienten Urlaub: Abwesenheitsnotiz rein, Laptop zuklappen, Stecker ziehen und ab ins Auto zur Abholung des Wohnmobils. Im Reisemobilcenter Mannheim angekommen, wird uns nach einigen Formalitäten unser 2,30m breites, 2,80m hohes und 7m langes Zuhause für die nächsten Wochen erklärt. Gasflasche wechseln, Wasser nachfüllen, Toilettenbehälter leeren – alles was man bei einem Wohnmobil eben so wissen muss. Und dann geht’s los. Martin darf sich nun erst noch die rund 200 KM lange Strecke nach Reutlingen und zurück durch den Stau kämpfen um Philipp und das restliche Gepäck abzuholen, während Malte und Ich uns um die letzten Besorgungen kümmern.

Ein ganzes Auto voll mit Lebensmitteln

Spätestens beim Anblick dieses Bildes wird dir klar sein, dass „die letzten Besorgungen“ voller Ironie war. Nie zuvor habe ich so viele Lebensmittel auf ein Mal eingekauft und wir waren selbst etwas erschrocken, als plötzlich mein gesamtes Auto von oben bis unten voll mit Lebensmitteln war. Aber das hat einen Grund: Da in Skandinavien, insbesondere in Norwegen, die Preise für Lebensmittel und Gebrauchsgüter knapp 30 – 50% höher sind und eine 1L große Wasserflasche somit bereits bei knapp 2€ liegt, sparen wir uns damit jede Menge an Kosten. Also wandern neben Toast, Schinken, Käse und jeder Menge Fertigspeisen und Suppen auch noch Snacks, Wasser und Soft-Drinks sowie alkoholische Getränke in den Einkaufswagen. Denn insbesondere alkoholische Getränke sind in Norwegen unbezahlbar. Aus diesem Grund habe ich mir bereits vor einigen Tagen als kleiner Gin-Liebhaber einen norwegischen Geheimtipp bestellt: Den Bareksten Gin. Aber dazu wirst du in einigen Tagen noch lesen. 🙂

Abfahrt angesagt

Als dann mit dem Beil und der Ikea Hot Dog Party-Box auch die letzten Punkte auf der Einkaufsliste abgehakt sind, geht es nach einer kleinen Stärkung in Mannheim zurück nach Hause duschen, die letzten Sachen packen und alles vorbereiten, bevor dann Martin und Philipp gegen 22:00 Uhr bei mir aufschlagen. Der Gepäckraum des Wohnmobils war dann bereits schon sehr voll, aber irgendwie mussten ja auch noch die Einkäufe und unser Gepäck rein. Also alles nochmal raus, sortieren und neu einräumen. Bei 34 Grad hat sich Sinn und Zweck der vorherigen Dusche dann aber auch schnell in Luft aufgelöst. Eine Stunde später setzen wir dann verschwitzt, glücklich und aufgeregt Kurs in Richtung Norden.

Der Weg ist das Ziel

Bereits nach wenigen Kilometern ist uns allen vier bewusst: Es ist einfach bombastisch, in diesem „Schiff“ zu reisen. Und von da an wissen wir: Wir haben zwar ein Ziel, aber der Weg dahin wird bereits grandios! Immer wieder machen wir Faxen, reden über unnütze Dinge oder machen uns an der Tankstelle kurz eine Runde Sandwiches in der Küche, womit dann die Nacht zum Tag wird. Im Morgengrauen wird bei uns allen dann dennoch das Verlangen nach einer Dusche und einer Abkühlung groß. Und kurz nach der dänischen Grenze hätte uns es besser nicht treffen können: An einer Bucht springen einige einheimische von einem Pier ins Meer. Und wie Jungs eben so sind: „Was die können, können wir schon lange“. Also erstmal Drohne ausgepackt, einige Videos und Bilder geschossen und dann ab ins kühle Wasser. Nur für mich nicht: Der etwa fünf Meter hohe Pier lässt meine Höhenangst wieder aufsteigen. Aber ich kenne mich selbst zu gut: Ein Mal überwunden, habe ich den größten Spaß an solchen Erlebnissen und denke mir, das lasse ich mir nicht nehmen. Einige Überzeugungskunst von Malte, Martin und Philipp später, springe ich dann auch endlich vom Rand – und kurz nachdem ich mich schon in der Luft frage, wann denn endlich das Wasser kommt, tauche ich in das kalte Salzwasser ein. Es war so unfassbar erfrischend, dass ich gleich nochmal springen wollte.

Und jetzt sind wir wieder zurück im Wohnmobil, einige hundert Kilometer sowie drei Tankfüllungen und zwei Stops für Essen weiter, begrüßen uns jetzt in den letzten hellen Minuten des Tages in atemberaubend goldenem Licht die ersten Städte am Wasser, wunderschöne Seen und Flüsse und surreal wirkende Brücken. Die Vorfreude und Spannung auf das, was da in den nächsten beiden Wochen noch kommen mag, wächst mit jedem Kilometer. Die bisherigen Eindrücke versichern uns allerdings, dass es großartig werden wird.