Die letzten Tage hat uns das Wetter leider ziemlich kalt erwischt. Nachdem bereits Kvalvika Beach im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen ist, hat die Laune bei uns nach und nach etwas umgeschlagen. Da das Wetter keine Aussicht auf Besserung zulässt, entscheiden wir uns dazu, mal wieder richtig gut Essen zu gehen.

Von Fisch und Fleisch: Das Essen auf den Lofoten

An den Tagen zuvor haben wir uns lediglich von Fertigessen wie Ravioli, Nudeln, Suppen und Sandwiches ernährt. Auf TripAdvisor und Google suche ich nach einem guten Restaurant, das eine lokale Karte anbietet. In Reine werde ich mit dem Restaurant „Gammelbua“ fündig. Das Restaurant bietet in einer sehr urigen, traditionellen Atmosphäre eine überschaubare Karte an, die von lokalen Fischspezialitäten bis hin zu Wildspeisen alle Geschmäcker trifft.

Alle vier entscheiden wir uns für den Rehrücken als Hauptgang und ich bestelle mir zur Vorspeise eine Fischsuppe. Als Getränk bestellen wir uns das Lofoten Beer dazu, jeweils in verschiedenen Ausprägungen. Bereits auf meiner letzten Reise nach Skandinavien habe ich meine Passion für das IPA (Indian Pale Ale) entdeckt. Diese Art von Bier schmeckt etwas stärker und hat in der Regel etwa 8,0% Alkohol. Der Begriff kommt aus der Kolonialzeit Englands, als das Bier für lange Überfahrten (z.B. nach Indien) mit einem erhöhten Alkohol- und Hopfenanteil gebraut wurde, damit es besser haltbar ist.

Unser Fazit zum Essen: Es ist einfach nur köstlich! Nachdem ich von der Fischsuppe so sehr geschwärmt habe, bestellen sich Malte und Martin die Suppe als Nachspeise. Und auch der Rehrücken war grandios. Die Weinsoße – versetzt mit Zitruspfeffer, ist so gut, dass wir sie bis zum letzten Löffel auslöffeln.

Die Wanderung nach Reinebringen

Am nächsten Tag wollen wir auf den Reinebringen, einen Berg direkt bei Reine wandern. Auf dem Weg dorthin werden wir von einem Schild vor extrem rutschigen, steilen und gefährlichen Stellen auf dem Weg nach oben und Gefahr für Leib und Leben gewarnt. „So schlimm wird‘s schon nicht sein“, denken wir uns und gehen weiter. Auf den ersten Metern wird uns bereits klar, dass da vielleicht schon etwas dran sein könnte. Extrem steile und steinige Passagen machen den Aufstieg mehr zu einer Kletterpartie.

Etwa eine halbe Stunde später kommen wir an einem Plateau an, an dem die Kletterpartie in Steinstufen übergeht. Nach und nach fängt es allerdings an zu regnen und der Himmel zieht immer weiter zu. Den rutschigen Abstieg und die fehlende Aussicht auf tolle Fotos am Gipfel vor Augen lässt die Motivation weiterzugehen sinken. Und so entscheiden wir uns letztendlich dazu, wieder den Abstieg anzutreten. Als wir unten ankommen, sind wir dann doch alle froh noch am Leben zu sein, da es an manchen Stellen durch den Regen extrem gefährlich wurde. Zurück im Wohnmobil beschließen wir, direkt die Fährte nach Bødo zu nehmen und nicht mehr über Sørland zu fahren, da das 800 NOK (ca. 80€) extra gekostet, und uns auch dort vermutlich nicht mehr Sonnenschein erwartet hätte.

Von den Lofoten zur Atlantic Ocean Road in weniger als 24 Stunden

Knapp 2200 NOK (also 220€) kostet uns die 2,5-stündige Fahrt mit der Fähre von Moskenes nach Bødo für ein 7M langes Wohnmobil mit vier Personen. Uff, so viel hatten wir wirklich nicht erwartet. Die weitere Fahrt nach Trondheim führt uns wieder über die bereits bekannte Route über Rognan, den See, an dem wir übernachtet haben, und das Gebirge. Ich fahre bis etwa 02:30 Uhr in die mittlerweile wieder fast dunkle Nacht hinein. Fast schon wieder komisch, dass es länger als zwei Stunden komplett dunkel ist. Totmüde übergebe ich das Steuer knapp 300 Km vor Trondheim an Martin und lege mich schlafen.

Etwa zwei Stunden später weckt mich Philipp. Neben der Straße stehen zwei Elche, die uns entspannt anschauen. Ich genieße den Augenblick während die anderen Fotos schießen. Als ich wieder aufwache ist es 8:00 Uhr, wir stehen auf einem Rastplatz kurz vor Trondheim. Nach einem kurzen Frühstück geht’s weiter in Richtung Atlantic Ocean Road.

Golden Hour an der Atlantic Ocean Road

Die Atlantic Ocean Road

Gegen Abend kommen wir an der Atlantic Ocean Road an. Diese Straße ist bekannt aus verschiedenen Werbespots und Filmen. Wie eine Art Hochstraße schlängelt sie sich übers Wasser und kleine Inseln. Der Sonnenuntergang bringt ein perfektes, goldenes Licht mit sich. Wir lassen unsere Drohnen steigen, machen Fotos der Landschaft und genießen die ersten Sonnenstrahlen seit Tagen.

Die Trollstigen und der Geirangerfjord

Die kurvige Fahrt an den Trollstigen

Gegen 0 Uhr kommen wir an den Trollstigen an. Ich bin wirklich froh, dass wir beschlossen haben, bereits nachts hoch zu fahren. Die Straße ist so eng und kurvig, dass insgesamt 8 Haarnadelkurven die Fahrt mit Gegenverkehr zu einer wahren Tortur machen würden. Oben angekommen machen wir noch einige Langzeitbelichtungen und genießen den unfassbar klaren Sternenhimmel, an dem man die Erdkrümmung am Verlauf des bläulichen Schimmers ausmachen kann, bevor wir dann schlafen gehen.

Schneebedeckte Gipfel im Gebirge an den Trollstigen

Am Morgen ist der Himmel wieder extrem grau und das Licht matschig. Dennoch lasse ich es mir nicht nehmen, die Drohne bei 9 Grad Außentemperatur in die Luft zu setzen und einige Aufnahmen zu machen. Neben der Straße bahnt sich ein reißender Wasserfall seinen Weg das Gebirge hinunter. Die Weiterfahrt zum Geirangerfjord ist geprägt von enorm kurvigen, steilen und engen Bergpässen, auf denen ich immer wieder Bussen und LKWs ausweichen muss. Kurz vor Geiranger halten wir nochmal an, um Aufnahmen der riesigen Kreuzfahrtschiffe zu machen, die hier im Fjord halt machen und den Pauschaltouristen einen kurzen Ausflug gewähren.

Endlose Wassermengen an der Trolltunga

Reissende Wasserfälle rund um die Trolltunga

Auf dem Weg zur Trolltunga, dem wohl bekanntesten Bildmotiv Norwegens, wird es nochmal richtig knapp: Heute wollen wir unbedingt auf einen Campingplatz, da wir seit mittlerweile drei Tagen keinen Strom und keine Dusche mehr hatten. In unserem Wohnmobil ist zwar eine Dusche verbaut, allerdings ist der Wassertank nach dem Zähneputzen bereits so schnell leer, dass es wohl nur für einen von uns reichen würde. Allerdings kann man auf den Campingplätzen nur bis 22:00 Uhr Einchecken und an der Fährte hat sich einiges verzögert. Letztendlich können wir aber dennoch einfahren und am nächsten Morgen bezahlen. Dieser begrüßt uns leider mit strömendem Regen, der unsere Tageswanderung zur Trolltunga ins Wasser fallen lässt. Bei einem ausgiebigen Frühstück schmieden wir deshalb den Plan, weiter nach Oslo zu fahren und am Samstag nochmal Halt in Hamburg zu machen um es nochmal richtig krachen zu lassen. In Oslo steht noch etwas „Sightseeing“ und ein Tattoo-Termin an.

Jetzt sitzen wir im Auto auf der Fahrt nach Oslo. Irgendwie sind wir alle spürbar etwas bedrückt, dass uns das Wetter die letzten Tage so ein Schnippchen geschlagen hat und weder Wanderungen noch Fotos erlaubt hat. Dennoch sind wir glücklich diesen Trip zu machen und reisen mit jeder Menge toller Erlebnisse und Eindrücke im Gepäck zurück. Und auf der Fahrt merken wir, dass uns Norwegen wohl noch nicht ganz gehen lassen will: Die Wassermassen bringen nämlich jede Menge kleine und größere Wasserfälle hervor, die teilweise direkt neben der Straße herunterprasseln.

Deshalb freuen wir uns jetzt auf die letzten verbleibenden Tage, blicken aber bereits mit Freude auf die Ankunft Zuhause, um unsere Erlebnisse mit unseren Freunden und Familien zu teilen und endlich wieder in unseren richtigen Betten zu schlafen.