Kurvige Straßen haben uns in den letzten Tagen ein bisschen Probleme bereitet, weshalb wir leider noch nicht an den Lofoten angekommen sind. Auf dem Weg hatten wir aber von Kilometer zu Kilometer schönere Landschaften im Blick, die uns einfach komplett überwältigt haben.

Wir stehen gerade auf einem Campingplatz in Rognan, etwa 200 Kilometer oberhalb der Grenze von Nord-Norwegen. Ich sitze am Tisch unseres Wohnmobils und blicke direkt auf das glasklare Wasser des Atlantiks. Wir haben unser Wohnmobil an einer Bucht geparkt und genießen die unendliche blaue Stunde. Bereits um 22:00 Uhr etwa ist die Sonne untergegangen, aber es wird einfach nicht dunkel. Die ganze Nacht hindurch begleitet uns ein bläulicher Schimmer, der im Himmel selbst einen Verlauf von Gelb nach Blau annimmt und die Bergkulisse in ein silber-gelbes Licht taucht. Die letzten beiden Tage waren so voller Erlebnisse, dass mir einfach keine Zeit geblieben ist, die Erlebnisse mit dir zu teilen. Fangen wir also mal mit der Ankunft in Oslo an.

Lost in Oslo

Irgendwie haben wir für Oslo scheinbar doch noch nicht so einen Plan gehabt. Als ich wieder aufwache, fährt Martin gerade in eine Tankstelle kurz vor Oslo ein. Als ich ihn frage, ob wir schon wieder tanken müssen, sagt er mir, er wisse gar nicht wohin er fahren soll. Okay, also kurze Besprechung, wohin es jetzt geht. Malte und Philipp waren gerade am Schlafen und deshalb keine große Hilfe. Nachdem wir irgendwie keine Campingplätze in Oslo gefunden haben, setze ich mich ans Steuer und beschließe, weiter nach Trondheim zu fahren und irgendwo anzuhalten. Kurz nachdem ich losgefahren bin, entdecken wir ein Schild, das uns zum Ekeberg Camping-Platz lotst. Dort angekommen, sind aber bereits die Schranken heruntergelassen. Alle vollkommen übermüdet, stellen wir uns einfach vor den Campingplatz, ziehen die Vorhänge zu und legen uns schlafen.
Am nächsten Morgen ist deutlich zu spüren, dass uns der Schlaf allen gut getan hat. Bei einem schnellen Frühstück mit frischem Kaffee, Cornflakes und Sandwiches besprechen wir den weiteren Plan und machen uns danach auf die Fahrt nach Trondheim.

Von der neuen in die alte Hauptstadt

Die Weiterfahrt von Oslo in die alte, historische Hauptstadt Trondheim ist wenig spektakulär. Zwar begleiten uns hier am Straßenrand bereits immer wieder sehenswerte Landschaften, allerdings verbringen wir die meiste Zeit im Wohnmobil. Ich habe mich währenddessen von der langen Fahrt zuvor noch etwas ausgeruht und den Großteil verschlafen. In Trondheim angekommen, haben wir uns abends in einem Campingplatz direkt am Wasser eingenistet. Endlich mal wieder eine heiße Dusche, Strom zum Laden aller Akkus und Füllen der Wassertanks unseres Campers.

Natur pur oberhalb von Trondheim

Heimsjøen, Snåsa, See in Norwegen
Heimsjøen, Snåsa, See in Norwegen

Der nächste Morgen wird durch ein üppiges Frühstück eingeleitet, das wir endlich mit frischen Toasts abrunden können. Die weitere Fahrt ist geprägt von extrem kurvigen und holprigen Landstraßen und führt über Berge und Täler, an Seen und Gebirgsflüssen vorbei und durch kleine Städtchen hindurch, was uns somit einen tiefen Einblick in die Landschaft und Kultur Norwegens verschafft. Immer wieder halten wir an, lassen die Drohne steigen, und machen Fotos der atemberaubenden Landschaft. An einem großen See angekommen, lässt Philipp das erste Mal seine Angelrute ins Wasser, und versucht uns einen Fisch zu fangen. Leider hatte er dieses Mal kein Erfolg, weshalb wir unsere Fahrt kurz darauf fortsetzen. Während der Fahrt überrascht uns die Natur und die Vielfalt des Landes immer wieder aufs Neue: Nicht nur das Wetter kann sich innerhalb von wenigen Metern von Regen zu strahlendem Sonnenschein ändern, auch das Landschaftsbild verändert sich immer wieder schlagartig von durch Seen und Flüssen durchzogenen Wäldern in eine hügelige Stein-Wüste. Und plötzlich entstehen direkt am Straßenrand zwei Regenbogen, die so nah wirken, als ob man direkt am Fuß vorbeifährt.

Feuer machen, Gin trinken und schlafen am See

In der Dämmerung beschließen wir, uns langsam mal ein Lager für die Nacht zu suchen. Der große Vorteil, den das Reisen mit dem Wohnmobil mit sich bringt, ist dass man jederzeit anhalten und sein Nachtlager aufbauen kann. Zwar hat man währenddessen keinen Strom, aber mit dem Gaskocher und dennoch fließend Wasser, alles Nötige was man so braucht. An einem See gefällt es und so gut, dass wir uns direkt ans Ufer stellen, die Markise ausfahren und am Strand ein kleines Lagerfeuer aufbauen. Mit dem Beil, das wir uns extra für den Roadtrip gekauft haben, lässt sich das herumliegende Holz perfekt klein machen, während Philipp wieder seine Angelrute ins Wasser schwingt. Bei einem Glas norwegischem Gin lassen wir den Abend ausklingen. Und wie erwartet, ist er unfassbar gut. Meiner und Maltes Meinung nach einer der besten Gins, den wir je getrunken haben. So gut, dass er in den nächsten Tagen noch einen eigenen Eintrag bekommen wird, mir fehlt nur noch das passende Bild 😀

Der Eintritt in den Polarkreis

Am nächsten Morgen wird im See gebadet, gefrühstückt und dann geht es auch bereits weiter. Die Landschaft wird auf der Fahrt merklich steiniger und die Straßen immer unangenehmer. Zwischendrin wird es mir hinten im Wohnmobil regelrecht übel. Mittendrin halten wir am „Portal“ zum Polarkreis an. Die Landschaft wirkt fast surreal: Steiniges Gebirge mit Schnee auf den Gipfeln, mittendrin immer wieder etwas Moos, kleine Flüsschen und auf den Hügeln direkt an der Polarkreis-Markierung tausende, aufeinander gestapelte Steine.

Abends fahren wir auf den Campingplatz, schließen alles an und laufen vom Hunger getrieben ins Innere des Dörfchens, immer der Nase nach. Der Duft von frischen Pommes führt uns schließlich in einen kleinen Imbiss, bei dem wir uns mit selbstgemachten Burgern, Pommes und Chilli Cheese Nuggets stärken. Im Fernsehen läuft eine Reality TV Show, die irgendetwas zwischen Porno und Joko gegen Claas zu sein scheint.

Mittlerweile sind wir bereits auf der Weiterfahrt zu den Lofoten. Knapp 200 Kilometer trennen uns nun noch vom nördlichsten Ziel unserer Reise. Strahlender Sonnenschein und die Aussicht auf herzergreifende Landschaften und weiße Sandstrände vor Bergen, die direkt aus dem Wasser ragen, lässt unsere Laune ins unermessliche steigen.