„Die Hauptstadt der Philippinen, der häufigste Ausgangspunkt einer Reise im Archipel der 7107 Inseln, trifft den Neuankömmling wie ein Hanmerschlag, rüttelt an seinen Nerven und Sinnen.“ – ich hätte wohl kaum erwartet, dass mein Reiseführer von Stefan Loose mein erstes Gefühl so gut trifft. 
Gestern Nacht bin ich mit knapp einer Stunde Verspätung in Manila angekommen und lag nach längerem Ckeck-out und der Taxifahrt ins Hostel um 3:00 im Bett. Vom Flug relativ mitgenommen habe ich natürlich direkt erstmal das Frühstück verschlafen. Trotzdem war die Freude über die Dusche dann wirklich groß und meine anfänglicher Missmut dem Hostel gegenüber hat sich dann recht schnell gelegt. 
Danach, vom Durst übermannt, habe ich mich dann das erste mal vor die Tür getraut und das Hostel von außen bei Tageslicht betrachtet. 


Mein Hostel „Our Melting Pot“ liegt im dritten Stock über einem Supermarkt. Als mich das Taxi gestern abgesetzt hatte, dachte ich zuerst ich bin falsch und als mich der Mann vor der Tür angesprochen hat, war ich natürlich noch misstrauischer. Nachdem mich der Mann, der angeblich vom sicherheitsdienst war, doch überzeugen konnte, kam ich oben an einer braunen Tür mit Überwachungskamera, Klingel und einem Schild, auf dem ich zuerst „Drugs“ gelesen hatte. Ich wollte mich gerade wieder umdrehen, als ich dann doch endlich den Namen des Hostels entdeckt hatte. 

Aber zurück zu meinem Ausflug. Da hatte mich die asiatische Kultur doch direkt eiskalt erwischt: Überall hupt es, die Autos und Motorräder scheinen kein System zu haben und überall gibt es kleine Stände, die etwas verkaufen möchten. Und mittendrin ich, der in diesem Moment irgendetwas zwischen absolut überfordert und begeistert war. 


Also doch erstmal zurück. Von dem vielen Trubel musste ich mich erstmal kurz ausruhen. Auf dem Weg zurück stand ein kleiner Obstwagen, vor dem ein Südkoreaner, den ich am Vortag im Hostel noch kurz getroffen hatte, mich angelacht und zugewinkt hat.  Simchi ist Mitarbeiter in der U-Bahn und macht aktuell ein paar Tage Urlaub in Manila. Nachdem wir kurz geplaudert hatten, fragte er mich, ob wir uns ein Bund Bananen teilen wollen. 
Einige Minuten später, als wir unser Gespräch in der Hostel-Küche fortgesetzt und währenddessen die ganzen Mini-Bananen aufgefuttert hatten, überkam mich wieder der Durst – und mein Hunger war immer noch nicht gestillt… Also noch mal raus und was zu essen suchen. Dieses Mal war mein Entdeckungsdrang bereits etwas größer. Ein paar Straßen weiter lachte mich ein Filipino hinter der Theke eines lokalen Fast-Food-Restaurants an. Von der Auswahl überfordert bestellte ich bei ihm aber doch nur einen Chickenburger, der mir 10 Minuten verschaffte, die ganzen Eindrücke auf mich wirken zu lassen. 
Und der Anblick hätte besser nicht sein können (s. Titelbild). Im Vordergrund das klassische Stadtbild von Manila – recht zerfallene Häuser, wirre Oberleitungen und tausende Fahrzeuge mit Abertausenden Menschen. Und dahinter der krasse Gegensatz – die Skyline von Makati – dem gehobeneren Stadtteil von Manila.

Als ich die Kamera dann gerade wieder wegpacke, sehe ich etwas, das mich zutiefst erschüttert: Einen kleinen Jungen, etwa 3-4 Jahre alt, ohne Schuhe und nur mit einem T-Shirt an, fegt mit Schaufel und Besen die Straße. In seinen Augen lag allerdings trotz dessen, dass er in diesem Moment eigentlich nichts hatte, so viel Glück und Freude, wie ich es bei Kindern und Menschen in Deutschland lange nicht mehr erlebt hatte. Und in diesem Moment fing ich an, das ganze Herumgewuselt irgendwie zu mögen. Und auf ein mal erschien alles auch gar nicht mehr so schmutzig und laut. Das Glück in den Augen des kleinen Jungen steckte mich irgendwie an. 

Eines der wohl populärsten Fortbewegungsmittel ist der Jeepney. Das US-Militär hat sie zurückgelassen. Die Filipinos haben den Radstand verlängert und kleine Busse daraus gemacht.

Mit dem Burger in der Hand lief ich dann noch etwas herum, bevor ich dann zurück ins Hostel gegangen und auf dem Sofa in meinen Reiseführer versunken bin. 
Einige Zeit später jemand in meinem Alter ins Hostel und suchte nach einem Zimmer und einer Busfahrt nach Banaue. Wie sich später herausgestellt hat, kommt Lukas auch aus Deutschland. Er hat für mehrere Monate in Shanghai gearbeitet und macht jetzt noch etwas Urlaub. Da ich morgen sowieso auch weiter wollte, werde ich mit ihm nach Banaue im Norden von Luzon zu den größten Reisterasswn fahren. Der Bus fährt erst um 22:00 ab, weshalb mir dann morgen noch der ganze Tag zum erkunden von Manila bleibt.

Dieses Mal hat mich dann nicht der Hunger, sondern die Langeweile nach draußen gezogen. Wieder einige Straßen weiter, meldete sich der Hubger aber doch zurück und ich setzte mich auf die Terasse einer Bar. Nach dem ganzen Flugzeug-Essen hatte ich jetzt auch Lust auf etwas richtiges. 


Ein gegrilltes Thunfisch-Steak mit Reis und Limetten-Sauce, dazu ein landestypischer San Miguel Light – der perfekte Ausklang für den Abend. Und wieder war ich überrascht wie freundlich die Filipinos doch sind.

Jetzt liege ich im Bett -immer noch etwas vom Jetlag gebeutelt und überwältigt von den Erlebnissen des Tages fallen mir nur noch die Augen zu.