Regen, Regen und nochmals Regen – das war zumindest das, was uns der Wetterbericht für die nächsten Tage auf den Lofoten vorhergesagt hat. Aktuell hätte es wohl auch treffender nicht sein können. Wir sitzen im Wohnmobil auf der Fahrt nach Kvalvika Beach und der Regen prasselt nur so auf die Windschutzscheibe. Immer wieder wird unser Caravan von Seitenwind erfasst und wir genießen es gerade ein kleines bisschen, in unserem warmen, trockenen „Zuhause“ zu sitzen. Trotz allem hatten wir in den letzten Tagen doch enormes Glück mit dem Wetter.

Bereits auf der Fahrt zur Fähre hatten wir strahlenden Sonnenschein und konnten ohne Probleme mit T-Shirt und kurzer Hose aus dem Camper aussteigen. Und hier hat sich die Landschaft, die uns auf den Vesterålen und Lofoten erwarten sollte, in voller Fülle angekündigt: Weitläufige, seenartige Einbuchtungen des Meeres durchzogen von Inseln und Bergen.

Die Überfahrt nach Lodingen

Lødingen auf den Vesterålen

Am Dock zur Fähre nach Lødingen war erstmal Warten und Sonnenbaden angesagt. Knapp 30 Minuten später und 820 NOK (norwegische Kronen, etwa 80€) ärmer dürfen wir dann auf die Fähre fahren. Auf dem Außendeck muss es für andere Passagiere ausgesehen haben, als ob wir gerade ein Fotoshooting veranstalten. Malte und Martin knipsen immer wieder Bilder von der Landschaft und uns, während Philipp mit seiner kleinen Actionkamera einen Video-Beitrag/Vlog aufnimmt. Ich habe meine Kameras ganz bewusst im Auto gelassen um die Fahrt und die Landschaft zu genießen. Einfach den Blick über die Landschaft schweifen lassen, den Wind in den Haaren spüren und die Situation nicht durch den Sucher der Kamera aufschnappen und ständig überlegen, was ein gutes Bildmotiv sein könnte. Das hat bereits einen gewissen Ansatz von Achtsamkeit, worüber ich in den nächsten Tagen noch einen kurzen Blogbeitrag schreiben werde, denn achtsam reisen mit Kamera, Drohne und MacBook im Gepäck erfordert schon etwas Disziplin, ist aber auf alle Fälle möglich.

In Lødingen, der südlichsten Stadt der Vesterålen angekommen, lasse ich es mir dennoch nicht nehmen, noch einige Aufnahmen der Fähre mit der Drohne einzufangen. Die Vesterålen ist die Inselgruppe rechts oberhalb der Lofoten und liegt etwas nördlicher als die Lofoten. Wir fahren also noch etwas nördlicher und schlagen abends unser Lager auf dem Campingplatz „Gullesfjord Camping“ auf. Die beiden Frauen der Rezeption sind vollkommen überrascht, wie wir vier Jungs an diesen Ort kommen. „Normalerweise verschlägt es so junge Touristen nicht in diese Gegend“, sagen sie. Während es anfängt zu regnen unterhalten wir uns noch ein wenig mit den Beiden. Am nächsten Morgen ist lang ausschlafen, Duschen und ein ausgiebiges Frühstück angesagt. An der Rezeption kaufen wir uns frische Eier und frühstücken das erste Mal auf der Reise nicht im Camper. In einer kleinen Hütte steht eine Kochplatte bereit, auf der wir uns Spiegeleier und Toasts machen.

Die erste Wanderung im hohen Norden

Andøya, Vesterålen, Norwegen
Andøya, nördlichster Punkt auf unserer Reise

Als wir wieder aufbrechen begleitet uns auf der Fahrt nach Andøya heftiger Regen und starker Wind. An einer Bucht machen wir Halt und steigen aus um einige Fotos zu machen. Kaum die Tür geöffnet, peitscht uns ein eisiger, enorm starker Wind ins Gesicht. Das hält uns aber natürlich nicht davon ab, auf Steine zu klettern und Bilder der Küste zu machen. Denn der Blick aufs Meer ist einfach einmalig: Im Vordergrund azurblaues Wasser an weißen Sandstränden und im Hintergrund spitze Berge, die über die Wolkendecke ragen. Selten habe ich solch eine Kulisse hautnah erleben dürfen.

Aber uns allen ist klar, wir wollen noch höher um diese gegensätzliche Landschaft noch etwas besser einfangen zu können. An einem Parkplatz halten wir an, ziehen unsere Wanderschuhe an und machen uns bereit für den Aufstieg zum Gipfel. Und hier macht sich meine neue Wanderausrüstung wirklich bezahlt: Kurz vor dem Urlaub habe ich mir noch Bergsteigerstiefel von Hanwag und einen Fotorucksack von LowePro gegönnt. Es ist einfach unbezahlbar, sich keine Gedanken darüber zu machen, dass man auf jedem Stein ausrutschen könnte. Und im Gepäck ist alles, was man so braucht als Fotograf: Die Mavic Pro, die Sony Alpha 7 II, zwei Objektive, GoPro, Stativ, jede Menge Zubehör, Wasser, Snacks und eine Regenjacke.

Oben am Gipfel erwartet uns ein atemberaubender Ausblick. Und wir haben Glück: Immer wieder reisst die dunkle Wolkendecke auf und einzelne Sonnenstrahlen werfen ein goldenes Licht auf die Landschaft unter uns. Innerhalb weniger Minuten ändert sich das Wetter und damit das Licht. Unten angekommen treffen wir noch zwei Jungs aus Heilbronn, die nur mit einem Kleinwagen und einem Zelt unterwegs sind. Da sind wir doch einfach nur noch froh, dass wir in solch einem Luxus-Liner unterwegs sind.

Auf den Straßen Norwegens …

Wie schnell man sich in Norwegen verfahren kann, sollten wir in den nächsten Tagen dann zu spüren bekommen. Irgendwann halten wir einfach am Straßenrand und machen uns etwas zu essen. Da gegenüber direkt ein Wohnhaus steht, klingeln Philipp und Martin an der Haustür um nachzufragen, ob das in Ordnung geht. Philipp hatte vor der Abreise von seiner Freundin die Aufgabe bekommen, einen Bewohner zu seinem Leben zu interviewen, weshalb er direkt seine Kamera mitnimmt und den Mann befragt.

Moysalen Naturpark und Tengelsfjord

Am nächsten Morgen beschließen wir weiter in den Süden in Richtung Møysalen Nationalpark zu fahren. Philipp versucht wieder sein Glück im Angeln, aber irgendwie wollen die Fische nicht so richtig. In der Stille hören wir aber plötzlich ein seltsames Pusten. Kurz darauf drückt ein Schweinswal seinen Rücken aus dem Wasser und prustet das Wasser aus seinem Luftloch. Ein wirklich einmaliger Anblick.

Daraufhin fahren wir weiter in Richtung Tengelsfjord und suchen eine Ewigkeit nach einem Wanderweg auf den nächsten Gipfel. Auf Basis von Google Maps fahren wir an einer Kreuzung ab und landen buchstäblich in der Pampa. Kein Netz, keine Zivilisation – aber immerhin ein Wanderweg. Nach etwa einer Stunde wandern kommen wir zwar an einem See an, aber der Gipfel ist immer noch nicht in Sicht und es beginnt schon wieder zu Regnen. Also beschließen wir, den Weg zurück zu gehen und einen Campingplatz zu suchen.
Als wir nach einer Stunde immer noch keinen gefunden haben, stellen wir uns wieder an den Straßenrand, da wir den Hunger kaum noch aushalten. Irgendwie gibt es in dieser Gegend einfach keinen richtigen Campingplatz.

Ankunft auf den Lofoten und Henningsvaer

Henningsvær Stadion, Lofoten

Am nächsten Morgen regnet es in Strömen, weshalb wir nicht so richtig in die Puschen kommen. Irgendwann setzen wir den Plan, nach Henningsvær zu fahren in die Tat um. Und wie bereits an den Tagen zuvor, wird das Wetter je näher wir der Küste kommen, besser. Als wir in Henningsvær ankommen, erwartet uns strahlender Sonnenschein und tief blaues Wasser. Kurz nach der Ankunft lassen Martin, Malte und Ich unsere Drohnen in die Luft um den Ort von oben zu Filmen und ein Bild des berühmten Fußballplatzes mitten auf einer Insel aufzunehmen. Anschließend erkunden wir den Ort ein bisschen näher. Nach wenigen Minuten kommen wir an einem wirklich tollen Café namens „Trevarefabrikken“, das uns allen wirklich gut gefällt, an. Enorm stylisch eingerichtet und dennoch bodenständig präsentiert sich die Lokalität mit einem Schachtisch, einer Tischtennisplatte aus einer einfach Holzplatte und mit Schraubstöcken befestigtem Netz. Wir beschließen, hier einen kurzen Stop einzulegen. Martin und Ich spielen Tischtennis, trinken ein Glas Cider und machen Fotos von Malte und Philipp, die Schach miteinander spielen. Kurz bevor wir weitergehen, setzt sich Philipp ans Klavier und legt eine atemberaubende Nummer hin. Er spielt Apologize von OneRepublic so gut, dass der Besitzer die Musik ausmacht und die Leute staunend stehen bleiben. Unfassbar, das hätten wir wirklich alle nicht erwartet.

Die Hoffnung auf besseres Wetter

Anschließend fahren wir weiter auf einen Campingplatz direkt am Wasser. Auf der Fahrt lassen wir nochmals die Drohnen steigen, um die krassen Gegensätze der Landschaft einzufangen. Währenddessen schlägt das Wetter wieder um und ich kann meine Drohne gerade noch so landen, bevor der Regen wieder heftigst einsetzt. Bei einem ausgiebigen Essen lassen wir den Abend ausklingen.

Jetzt stehen wir bereits an einem Parkplatz an Kvalvika Beach und hoffen auf besseres Wetter. Der Regen prasselt immer noch heftig auf das Dach unseres Wohnmobils. Eigentlich wollten wir jetzt die nächste Wanderung auf einen Berg starten, aber bei dem Wetter wird das weder eine schöne Wanderung, noch tolle Fotos.

Also stehen wir hier, warten, und hoffen auf besseres Wetter für die nächsten Tage. Denn morgen wollen wir noch Reine erkunden und auf der südlichsten Insel der Lofoten namens Sørland, einige Fotos schiessen, bevor wir die Fähre zurück nach Bødo und damit die Rückfahrt nach Trondheim antreten.